25.04.2018

Gastspiel- und Recherche-Reise nach Kolumbien geht zu Ende

Liebe Freunde der unbequemen Unterhaltung! / Riohacha, 25.April 2018


Mit dem Ende des Monats April nähert sich auch das Ende unserer Compagnie-Reise durch Kolumbien - und wir kehren mit prallem Gepäck voller Eindrücke und Material zurück nach Dresden. 
Unser Gastspiel im Teatro Mayor Bogotá mit 7 Vorstellungen unserer Arbeit "ELDORADO - Un viaje del teatro" vor insgesamt 8.200 Zuschauern werden wir so schnell nicht vergessen. Wir danken allen Beteiligten von Herzen, dem Teatro Mayor, dem Goethe Institut Bogotá und der Kulturstiftung Sachsen für diesen Kraftakt und dieses Erlebnis.

 
  

In den letzten vierzehn Tagen waren wir der Kohle auf der Spur - in Boyacá und auf La Guajira.
Auf Initiative des FIDENA-Festivals Bochum und der RuhrKunstMuseen produzieren wir unser neues Projekt "CARBON - Eine kleine Weltreise der Kohle".
Wenn im September 2018 im Ruhrgebiet die letzte deutsche Steinkohle-Zeche geschlossen wird, hat dir Kohle hier noch lange nicht ausgedient. Den Dreck, den wir vor der eigenen Haustür nicht mehr haben, wühlen wir am anderen Ende der Welt auf - zum Beispiel auf der kolumbianischen Halbinsel La Guajira, wo der größte Steinkohletagebau der Welt El Cerrejón einen Großteil der Steinkohle fördert, die in deutschen Kraftwerken verbrannt wird.
Wir haben die gewaltige Mine aufgesucht und wurden auf einer aufwändigen Tour des Konzerns eigens mit den verschiedenen Projekten des Unternehmens bekannt gemacht. Der Konzern blieb dabei für uns völlig gesichtslos, denn keiner unserer Gesprächspartner bei dieser zehnstündigen Betriebsbesichtigung war autorisiert, mit uns vor der Kamera ein Interview zu führen. Indes wurde uns mantraartig das große Verantwortungsbewußtsein des Konzerns für die Reinhaltung von Luft und Wasser, für Flora und Fauna, für die umzusiedelnden Gemeinschaften, für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Halbinsel Guajira immer wieder wiederholt.

 
 

Ein Antlitz, oder besser: viele Gesichter, bekamen dann aber die Schattenseiten des Minenbetriebes, viele Betroffene schilderten uns ihr Schicksal bei der Umsiedlung, die Schwierigkeiten mit Cerrejón bei der Umsetzung der vertraglich zugesicherten Versprechen ...
Die afrokolumbianischen und indigenen Wayuú-Gemeinschaften stehen einander bei, tauschen Erfahrungen und lernen voneinander. Wir haben die verlassenen und zerstörten Dörfer gesehen, in denen sich vereinzelt noch Menschen in ihren Häusern verschanzt haben, weil sie nicht bereit sind zu gehen ... weil Cerrejón ihnen zu wenig Entschädigung zahlt, weil sie Cerrejón nicht vertrauen oder weil sie den angestammten Ort ihrer kulturellen Verwurzelung nicht verlassen wollen.

Am 12.Mai 2018 wird die Uraufführung in den Flottmann-Hallen Herne im Rahmen des FIDENA-Festivals stattfinden ... Ein Brückenschlag von Prometheus, der den Menschen das Feuer und die Technik brachte, über das Carbonzeitalter, das Ruhrgebiet, Adolf Hennecke bis Cerrejón in Kolumbien, das ja nur ein Beispiel ist, eine Station auf der Weltreise der Kohle, die sich fortsetzen ließe über die USA, Russland, China, Vietnam nach Mocambique ...

Wenn wir nun die Rückreise antreten, warten auf uns spannende wie schwierige Endproben - wie nur all das zusammenbringen? Wie darüber erzählen? Wir sind gespannt und freuen uns auf ein neugieriges Publikum.
Wir danken allen, die uns hier in Kolumbien von ihrem Leben, Schwierigkeiten und von ihrem Kampf erzählt haben, vor allem: Rogelio, Samuel, Jacqueline, Alexis und Jairo. Ein großer Dank gilt unserem Kameramann Eckart Reichl und der Übersetzerin und Recherchemitarbeiterin Elsa Hammer.
Wir danken auch Cerrejón für die Einblicke, insbesondere Katalyna Koy, die uns zehn Stunden lang begleitete.

Plakatentwurf: Henning Wagenbreth