12.02.2016

ELDORADO Reiseblog #9 / San Gil, Barichara, Guane

28.01.2016 / San Gil

Clarisse, unsere Wirtin, überedet uns, noch eine Nacht in ihrem Haus zu verbringen. Wir fahren also mit leichtem Gepäck nach Barichara und Guane, und übernachten noch einmal in San Gil. Ich mache ein Porträt von Clarisse in der kleinen Küche und frage sie nach ihrem grössten Traum, su sueno mas grande. - Sie möchte mit der Stadtverwaltung zusammenarbeiten und ihre beiden Söhne wiedersehen, die anscheinend bei ihrem Vater leben - einer hat blaue Augen, der andere grüne und dunkle Haut - el abuelo, der Grossvater war ein Deutscher, ein Konstrukteur, der hier in San Gil und Barichara Brücken gebaut hat und hier in der Gegend eine Menge Kinder hinterlassen hat.
Clarisse kümmert sich rührend um uns, Busverbindungen, Ratschläge und Einkäufe. Am Busbahnhof liest sie uns noch ein kleines eigenes Gedicht vor, bevor wir in den Bus nach Barichara steigen - ein Liebespaar sieht sich nach 22 Jahren wieder, zwischendurch gab es Briefe und heute ... schreibt man sich emails.

Reisen, reisen - leben ist reisen genug - schreibt Pessoa in seinem traurigen Buch der Unruhe. Und was davon berichten oder festhalten? Sind es nicht alles Banalitäten, die man niederschreibt - "mein schönstes Reiseerlebnis" ... / In meinem Kopf findet parallel immer noch mindestens eine weitere Reise statt und es entstehen im Unterwegssein mehrere Stücke und Gedankenfetzen. "Das Leben ist das, was wir aus ihm machen. Die Reisen sind die Reisenden. Was wir sehen, ist nicht, was wir sehen, sondern das, was wir sind." (Pessoa)


Die Caminata von Barichara nach Guane - eine kontemplative Wanderung durch die Hitze und steinige Landschaft, eine Kulturlandschaft, die einst von den Guane bewohnt und durchwandert wurde, und heutzutage vor allem Weideland ist, statt Zäunen kilometerlange kleine Feldsteinmauern, knorrige Bäume und Kakteen bieten ab und zu Schatten. Vögel kreisen über unseren Köpfen.

Barichara und Guane sind zwei putzige Orte im Kolonialstil, geradezu Vorzeigeorte und unglaublich aufgeräumt. Wenn man so will: ein Idyll - und auch eine Manifestation der Eroberung ... von der Kultur der Guane, deren Hauptgebiet hier einmal war, kann man sich nur noch im hiesigen Museum einen Begriff machen.


Das Busfahren ist soviel angenehmer und sinnvoller, wenn man den Bus einfach auf der Strecke herauswinken und anhalten kann, wo man es braucht. Auch ein unkomplizierter Kurierdienst ist möglich - wir halten irgendwo auf der Strecke und der Fahrer reicht einem Wartenden eine schwarze Tüte heraus, die ihm eine Frau am Beginn der Fahrt anvertraut hat.