06.02.2016

ELDORADO Reiseblog #8 / San Gil, Cascadas de Juan Curi

27.01.2016 / San Gil

In fünfeinhalb Stunden fahren wir in einem kleinem VW-Bus von Sogamoso nach San Gil, Kurvenfahrt, Bremsen, Springen auf den Sitzen, wenn wir schnell über Schlaglöcher rasen. Die überall im Land präsente Beschallung nervt besonders in dem kleinen Gefährt, als dann noch zwei Filme mit überdrehter Soundspur laufen, überschreiten wir meine Schmerzgrenze, die einheimischen Mitfahrer nehmen es gleichmütig hin, anscheinend sind das für sie Hintergrundgeräusche, die nur ab und an bemerkt werden - zumal die Fernseher überall lauern: beim Bäcker, im Busterminal, im Restaurant, an der Tankstelle ... Ich bin es gewohnt, auf Fahrten zu lesen, die Landschaft zu verfolgen, meinen Gedanken nachzuhängen oder einfach abzuschalten. Nach dieser Fahrt fühle ich mich merkwürdig erschöpft und betäubt.
Erst suchen wir im Stadtzentrum eine Bleibe - in einem Hostel, in dem wir aufschlagen, ist alles belegt, und die gerade anwesende Freundin des Hauses ergreift ihre Chance und bietet uns ein Haus am Rande der Stadt sehr günstig an, das zwar noch nicht ganz fertig ist, aber bald eine schöne Unterkunft in bester Gegend sein soll. Alles klar. Die Wirtin ist beflissen, macht uns Tinto und kauft für uns ein.

In der Stadt sind wir auf der Suche nach dem traditionellen Tejo-Spiel, bei dem mit einem zwei Kilo schweren Ring in eine Lehmgrube geworfen wird, in der ein mit Schiesspulver präpariertes Ziel steckt, das herrlich knallt, wenn es getroffen wird. Wir machen allerdings nur einen Ort ausfindig, an dem win paar Urlauber angeleitet von einem Reiseführer eine Art Mini-Tejo spielen ... Ich hatte mir einen Abend mit alten Tejo-Hasen vorgestellt, auch als Materialsammlung für unser Stück.

San Gil ist eine angenehme Stadt, die wunderbar auf beiden Seiten des Rio Fonce liegt. Wovon wir nicht so viel mitbekommen: dass San Gil ein Mekka für Extremsportler ist - Rafting, Paragliding, Down Hill Riding .... Eldorado - man kann auf der Suche nach sehr unterschiedlichen Dingen sein.
Auf den Parkbänken des schönen Kirchplatzes Sitzen for allem Einheimische - quatschen, essen etwas, schauen ihren Kindern beim Spielen zu.



27.01.2016 / San Gil
Es ist nicht einfach, unseren heutigen Tag bei den Cascadas de Juancuri ganz ohne kitschige Wortwahl zu beschreiben, ohne solche Stereotype wie "Paradies" oder dergleichen zu bemühen.
Nach einer rumpeligen Busfahrt kommen wir zum Eingang des Naturreservats, die Basisstation ist eine Art Bauernhof mit Eseln, Pferden, Lamas, Hühnern, Truthähnen und Pfauen. Von da erstreckt sich ein Stück Urwald, durch den ein Pfad bergauf führt - über hundert Meter stürzt das Wasser im Hauptarm der Wasserfälle in die Tiefe und hat ein herrliches Schwimmbecken in den Fels gespült. In etlichen Terrassen geht es dann talwärts ... wir kraxeln dem Wasserlauf entlang nach unten - ein Wald aus riesigen Bäumen, einem Gespinst aus Palmen, Lianen, Büschen und tausenderlei Gewächs öffnet und schliesst sich um uns, kleine gelbe und ein riesiger blauer Schmetterling schwirren zwischen uns hin und her, Kolibris stehen über den Fällen flatternd in der Luft, um ihre Flügel zu befeuchten.



Auf der Fahrt ein interessantes Phänomen in der Landschaft: immer wieder ragt in grossen Abständen über den anderen Bäumen ein grosser einzelner Baum empor, mit rotorangem Laub und hellgrauem glänzenden Stamm leuchtet dieser rote Einzelgänger sehr markant in der Landschaft auf. Diese roten Riesen scheinen in diesem Öko-System eine besondere und wichtige Rolle zu spielen - oder hatte die Natur hier eine rein ästhetische Freude? - Noch immer habe ich den Namen des Baumes nicht herausgefunden ...
"Mensch Anton" hat heute seine Rolle als Reisender und Brückenbauer in Sachen Kommunikation gefunden. Es ist verblüffend: Kaum taucht die Puppe auf, gibt es einen lebhaften Kontakt, Interesse und freundliche Blicke.
Am Abend in San Gil: Yamile bringt uns im Restaurant ein paar Tanzschritte Bachata bei, wir sitzen noch etwas im Park, bevor wir nach Hause trödeln, dort hat unsere Vermieterin aufgerüstet: es gibt eine Waschmaschine, ein Regal, einen Fernseher, ein Tischchen und zwei neue Wandbilder, und eine Kakerlake huscht durch das Zimmer ...

la cucaracha
la cucaracha
ya no puede caminar
por que le falta
por que no tiene
una patita para caminar