06.02.2016

ELDORADO Reiseblog #7 / Sogamoso, Lago de Tota

25.01.2016 / Lago de Tota
                         
Die Zwiebelfelder um Aquitania verströmen weithin ihren Geruch, mit Ochsengespann und Holzpflug, mit Hacke und Machete bearbeiten die Bauern ihre Felder. Ein kleiner Traktor war auch zu sehen. In grossen Bündeln werden die Zwiebeln eng verschnürt und auf LKWs geladen. Warum ausschliesslich Zwiebeln, wachsen die denn nicht überall? Und ich erinnere mich an meine Kindheit - um die kleine Stadt Calbe an der Saale wurden auch fast nur Zwiebeln angebaut, was ihr bei uns den Namen "Bollen-Calbe" einbrachte. 



Sabine hat herausgefunden, dass hier eine besondere Zwiebelsorte wächst, die es wohl nur hier gibt, die Zwiebeln werden von hier nach ganz Kolumbien geliefert, ja, die Märkte sind voll davon. Hier führt es zu Monokultur, die die Böden auslaugt.
In Aquitania steht ein Zwiebelbauern-Denkmal. Und weit über den Bauern rauscht Jesus in einem Boot mit gewaltiger Bugwelle über sie hinweg, so wie einst Europa über diesen Kontinent kam.
Ein paar Buchten weiter erstreckt sich der Playa Blanca an diesem grössten See Kolumbiens, der in 3.000 m Höhe liegt, See in den Wolken, el lago en las nubes, nennt man ihn auch. Wir stürzen uns in die Fluten, am Rande des See's zucken gewaltige Blitze aus den Wolken.

Wir laufen in den Sonnenuntergang hinein weiter um den See, eine stille Strasse am Ende eines Arbeitstages - Zwiebelbauern, Schafe, Ziegen, kleine Esels- und Pferdekarren, einfache Leute, einfache Hütten. Zwei Motorradfahrer haben riesige Stangen und einen Ast an ihre Gefährte gebunden und kurven mit dieser Last im Schlepptau geschmeidig schwingend durch die wellige Gegend. Die Landschaft hat freundliche Kurven und Farben und einen zauberhaften Klang, die vorabendliche Stimmung macht vieles hörbar, das zuvor völlig untergegangen war - Vögel, Gespräche, ein kleiner entfernter Traktor, das Radio aus einem der Wohnhüttchen, der Wind, eine alte Frau schleift gesammeltes Holz ueber die Strasse, entfernt bellt ein Hund ... der See scheint ein Lied zu singen, das verdichtet sich dann zu einer Musik, die surreal aus einem vorsintflutlichen Lautsprecher knistert, aus einem Haus, vor dem eine Frau und ein Mann mit einer Handspindel einen Faden aus Schafswolle spinnen. Wir laufen durch die wellige Landschaft - als es dunkel wird, kommt ein Bus angerollt, der uns nach Sogamoso bringt.



25.-26.01.2016 / Notizen Sogamoso

Das Museum der Stadt ist hat die grösste Muisca-Sammlung Kolumbiens, hier in der Gegend war ihr kulturelles Zentrum, wie viel muss also verschwunden oder einfach zerstört oder vergessen worden sein ... Im Museum läuft "Gracias a la vida", Mumien, Kunst- und Alltagsgegenstaende ... im Freien hat man den Sonnentempel der Muisca und ein paar Wohnhäuser nachgebaut.
Beim Frühstück: Schweinsohren sind hier " Herzen" - corazones. Die Bäckerin lacht bei meiner Bestellung - und ich muss gestehen, dass die Dinger doch tatsächlich Herzen ähnlicher sind als den Ohren von Schweinen.