18.02.2016

ELDORADO Reiseblog #14 / Uribia, Cabo de la Vela

03.02.2016 / Uribia

Nach Uribia, die indigene Hauptstadt Guajiras, auf der Ladefläche eines Pick-Ups, der Fahrtwind zerrupft meine krause Gedanken, ich höre irgendwie auf zu denken und fliege über die Wüstenlandschaft.
Es geht schnurgerade an der Eisenbahntrasse von Cerrejón entlang, auf der täglich 10 Züge á 110 Waggons mit 120 Tonnen Kohle zum Hafen gekarrt werden.
Das sind mehr als 130.000 Tonnen an einem Tag ...
Die Trasse zerschneidet die Halbinsel einmal längs ...
Unterwegs immer wieder skurrile Tankstellen: Holzstände mit Kanistern und großen Plastikflaschen, gefüllt mit Diesel oder Benzin. Der Fahrer der Pick-Ups berichtet, dass das alles geschmuggeltes Benzin aus Venezuela ist - da die Grenze hier sehr lose ist, hat Schmuggelware Hochkonjunktur, Bier, Benzin, Lebensmittel - alles mögliche. Die Wayúu erkennen die Grenze auf Guajira nicht an.
Als wir in einer der Hütten in Cabo bei einer herrlichen Köchin Fisch zu Abend essen, gibt es venezolanisches Polar-Bier.

In Uribia decken wir uns mit ein paar Lebensmitteln für Cabo de la Vela ein.
Die Frau im Kulturhaus erzählt uns ein paar Dinge über das Leben der Wayúu, ihre Hütten, die sie nach wie vor aus Kaktusholz bauen, den Ökotourismus, den sie hier mit Hilfe der Regierung durchsetzen wollen, den Wassermangel und die derzeitige Krise, der insbesondere viele Kinder zum Opfer gefallen sind. Während der Kohlebergbau den Wayúu zwar Lebensraum und Kultur genommen hat, aber nichts einbringt, haben sie in eigener Verwaltung in Manauke eine größere Anlage zur Salzgewinnung aus Meerwasser errichtet, die auf den alten Techniken der Einheimischen beruht.
Ein geschäftstüchtiger dicker SUV-Fahrer bietet uns an, uns nach Cabo zu bringen - wir wollen aber noch durch die Stadt und bitten ihn, uns noch etwas von der Stadt zu zeigen, das ist offensichtlich nicht sein Ding, aber die Fuhre von fünf Leuten will er sich dennoch nicht entgehen lassen. Wir gehen über den Markt und er mittendrin - die Leute auf der Strasse rufen ihm zu und machen sich lustig, dass er mit den Europäern unterwegs ist, aber doch gar kein Englisch kann. Als  wir endlich losfahren, ist er, Felipe, in seinem Element - nach der Hälfte der Strecke fahren wir von der schnurgeraden Strecke ab und es geht auf eine Geländepiste, Wüste, Kakteen, Büsche ... mittendrin ab und zu eine Rancheria, kleine indigene Siedlungen, von Kakteenzäunen umbaut - schließlich das Meer, die Wüste geht direkt in den Strand über. In Cabo, einer kleiner Häuseransammlung, setzt uns Felipe bei einer Freundin ab, die uns fünf Chinchorros, die lokalen großzügigen Hängematten, bringt und ein Zimmer für das Unterstellen unserer Sachen gibt.
Sie schreibt uns vier Worte in Wayúuneiki in den Sand:
Sonne - ka'i / Mond - kashii / Himmel - ziruma / Meer - palaa

Karina. "Alemania - esta lejo..."

03.02.2016 / El Cabo

"El Hombre" spielt vor und mit den Leuten von El Cabo. Es sind die Wayúu-Kinder und -Frauen, die den ganzen Tag an den Stränden entlanglaufen, um ihre Taschen und Armbänder zu verkaufen. Unser Chinchorro-Lager, das für uns wie ein Wohnzimmer ist, ist für sie keinesfalls tabu, die Leute schauen einem über die Schulter, wenn man etwas liest oder schreibt, gern nehmen sie auch mal den Stift in die Hand und kritzeln etwas in das Tagebuch oder die Skizzenmappe.
Jetzt wird die kleine Hütte ohne Wände zur Bühne. "Anton" beginnt, sich zu bewegen, zu atmen und rundum beginnt alles zu kichern, auch irgendwie erschrocken und gebannt zu schauen.. Eine zarte Kontaktaufnahme, doch als die Puppe aufsteht, schrecken Kinder und Frauen zurück, manche laufend lachend davon, rufen sich etwas in Wayúuneiki zu. Manche tuscheln etwas von Magie und fragen mich, ob Anton ein Dämon ist.
Die Wayúu, die uns zunächst nur ein paar Armbänder und Taschen verkaufen wollten, setzen sich neugierig zu uns und machen ihre Handarbeiten, da zur Zeit keine Saison ist, lohnt sich der weite Weg die Strände entlang ohnehin kaum. - Schließlich kommen immer mehr und wollen die magische Puppe sehen. Es ist verblüffend, offensichtlich sind wir ja zwei oder drei Puppenspieler, die die Puppe animieren, auch fragen manche nach dem Material - dennoch gibt es da ein unheimliches magisches Moment - immer wieder läuft mal jemand schreiend oder lachend davon, es ist ein Kitzel zwischen Amüsiertheit und Unheimlichem, zudem Sabine nun auch noch Geräusche mit ihrer Swozzle dazu macht.