14.02.2016

ELDORADO Reiseblog #11 / Mompox

31.01.2016 / Mompox

Wir durchreisen so unterschiedliche Landschaften in so wenigen Stunden ... schließlich erreichen wir den Rio Magdalena, er führt verdammt wenig Wasser, El Nino sorgt fast in ganz Kolumbien für Trockenheit.


Der Kleinbus schmeißt uns in der kleinen ruppigen Hafenstadt El Banco raus - ein Ort wie eine Filmstadt, bunte abblätternde Fassaden, klapprige Häuser, sonntäglich geschlossene Läden. Doch am kleinen Hauptplatz direkt am Fluß herrscht reges Treiben und Umsteigen, schmierige Hotelbesitzer buhlen bei den wenigen Ankommenden um Interesse, doch wir wollen weiter nach Mompox. Kaum bremsen wir staubaufwirbelnd auf dem kleinen Platz, bestürmen uns drei Männer, die uns weiterbringen möchten, wir sind noch nicht mal ausgestiegen. Den Moment des Ankommens und der gemeinsamen Besprechung muss man sich hier immer etwas erkämpfen, kaum wird man als jemand erkannt, der sich orientieren will oder irgendwas sucht, kommen die Transport-Trader - du bist noch nicht mal richtig angekommen, da hat jemand deinen Rucksack schon wieder irgendwo verladen - aber wir lernen und machen Fortschritte, auch was die gemeinsame Entscheidungsfindung betrifft.
Schließlich werden wir zu sechst in einem klapprigen Daewoo gestopft - unser Gepäck passt auch noch irgendwie rein, in dieser Sardinenbüchse fahren wir anderthalb Stunden durch die tropische Ebene am Magdalena-Fluss, große Palmöl-Plantagen leisten ihren Beitrag zur Wasserknappheit des Flusses, auf dem wir eigentlich per Boot nach Mompox wollten. El Gato, unser Fahrer, versucht uns mit ein paar Scherzen zu unterhalten, er ist die perfekte Besetzung für den Film, bei dem wir am Ende der Fahrt einem monströsen Bandenchef übergeben werden ... Auf der Strecke schimpft er über die Regierung, insbesondere als der Teil der Strasse ohne Strassenbelag folgt - das Geld für diesen Teil der Strasse haben die sich in ihre eigenen Taschen gesteckt, weiß er mit Bestimmtheit. Als wir dann über eine neuere Brücke fahren, hinter der die Strasse wieder besser wird, verkündet er mit Hochachtung, dass die von Uribe gebaut wurde - er sagt es so, als hätte der korrupte Ex-Präsident hier persönlich den Asphalt auf die Strasse geschmiert, und er macht zugleich klar, dass er vom derzeitigen Präsidenten nicht viel hält. Nun, ein Präsident der armen Leute ist Santos gewiss nicht, .... / Auf der Strecke haben ein paar Mädchen ein Seil über die Strasse gespannt und tanzen, sie erheben einen Wegezoll, das ist anscheinend ein Karnevalsbrauch der Gegend.
Wir kommen in Mompox an, mitten in der sumpfigen Region der "großen Depression", dem großen Tiefland, bevor der Rio Magdalena sich zu seinem großen Delta vor Barranquilla entfaltet. Hier trennen wir uns wieder von Hervé und kommen in einem kleinen Haus mit Garten unter, in dem Orangen- und Papaya-Bäume stehen, in deren Geäst ein gewaltiger Leguan sich seinen Weg zu bahnen versucht.
Vom Fluss her sprudelt die Musik und das Promenaden-Treiben herauf. Die Karibik ist nahe. Nach unserer ersten kleinen Runde durch die Stadt sitzen wir auf der Plaza vor der Basilika in einem Strassenrestaurant ... ein charmanter stummer Zauberkünstler versucht, sich uns auf alle nur mögliche Weise verständlich zu machen ... das ist eine wunderbare Filmszene - doch am Ende fliegen wir doch nicht gemeinsam nach Paris ... ich spendiere ihm ein Aguila und wir verabschieden uns vielsagend.
Yamile und Sabine lassen sich noch zu Rum und Gesprächen auf der Promenade einladen und lassen sich berichten, dass die Leute aus Mompox die besten Menschen in ganz Kolumbien sind ...

Eine Kirche aus dem 18.Jahrhundert ist ausgestattet mit unzähligen Ventilatoren in den unterschiedlichsten Positionen und sieht mit den vielen kreisenden Rotoren wie eine Flugzeughalle aus. Die vielen Energiesparlampen, leuchten den Raum kalt aus und bringen die Ventilatoren in Kontrast zu dem weit entfernten Altar, der in warmes Licht getaucht ist.
Jedenfalls ist es drinnen nicht schwül. Das ist auch eine Art, die Menschen zu bekehren.