21.01.2016

ELDORADO Reiseblog #4 / Leaving Bogotá

21.01.2016 / Bogotá
"Heiki y Cia, gracias por ayudarme a olvidar una parte de la historia le tu pais que noscontaron siempre. Carlos."

Der letzte Workshoptag - irgendwie glücklich, es ging alles gut, so viele Geschichten, Gesichter, Sichtweisen, Begegnungen. Menschen, Puppen, Objekte ... Es war ein passendes Ende, das in den letzten zwei Stunden der Workshop-Garten von allen nur möglichen Puppen und Leuten, die damit herumspielten, bevölkert war - auch eine Art Freakshow.
Es ist auch viel Erleichterung dabei: Die Arbeit der letzten drei Tage war ja auch eine Verpflichtung ... von nun an sind wir auf der Reise  nur uns selbst verpflichtet.
Eben haben wir die Weiterreise besprochen ... und zwei Monate erscheinen nun fast kurz ... viele Orte, die wir wichtig finden, werden wir gar nicht besuchen können.

Flash-Lights:
- Als wir mit dem Bus zum Workshop fahren: auf dem grünen Mittelstreifen der grossen Strassen und auf Verkehrsinseln liegen schlafende Obdachlose, anscheinend sind das sichere Orte. Aber etliche Menschen liegen auch auf Fusswegen, nehmen keine Notiz von den Vorbeigehenden. 40 Strassen weiter fahren fast nur SUVs aus den Toreinfahrten der noblen Häuser.
- Im Bus ein vielleicht gerade einjähriges Kind auf dem Schoss seiner Mutter, Hand in Hand geben sie gemeinsam etwas in das Smartphone der Mutter ein, das Kind lacht über Bilder und beschwert sich, wenn das Phone aus seiner Sicht- und Greifweite genommen wird.
- Wir wollen heimfahren - ein unglaublicher Stau Richtung Norden, der Autoverkehr und auch die Busse bewegen sich nicht weiter. Menschenmassen auf der Fussgängerbrücke an der Calle 85. Auf unserer Strecke ist zwar kein Stau, aber auch dort keine Bewegung - kein Bus fährt: Die Menschen reissen die Sicherheitstüren auf den Bahnsteigen auf und laufen in Massen auf der Busspur Richtung Süden.

Der Ort unseres Workshops:
Auf der Carrera Setima in einem reichen Viertel Bogotás, an der Ecke Calle 85 befindet sich dieses alte Grundstück, an dem sich ein paar Geschichtsstränge treffen. Es ist eine deutsche Liegenschaft, hier war die Botschaft der DDR, zuvor war es ein tolles Wohnhaus mit grossem Garten. Nach und nach haben die Stadt Bogotá und private Käufer kleine Stücke des Grundstücks gekauft, um angrenzende Wohnhäuser zu bauen oder die Strasse zu erweitern. Nach Ende und Wiedervereinigung in Deutschland fiel das Grundstück in den Besitz der BRD und wurde für einige Zeit das Goethe-Institut. Das Hauptgebäude ist mittlerweile baupolizeilich gesperrt, weil nicht mehr erdbebensicher und wird nun saniert. Das Goethe-Institut nutzt die Freifläche und das Nebengebäude als Begegnungsort fuer Veranstaltungen, Gemeinschafts-garten und Ort für Yoga-Stunden und dergleichen. Das kleine Nebengebäude, in dem wir und umziehen, war einmal der Kindergarten der DDR-Botschaft. Dirk fand  auf einem Streifzug durch das Gebäude eine VHS-Kassette "Die neuen Leiden des jungen W." / Und mitten auf dem Grundstück findet sich ein Grenzstein - Anfang des vorigen Jahrhunderts war Bogotá hier zu Ende.

Der Abschied von all den Leuten, die am Workshop teilgenommen haben, ist fast kitschig berührend, viele Sprüche, Geschichten und Ratschläge schreiben sie in unser Tagebuch.

Os geht mit uns auf den Markt von Bogotá, der unglaublich ist, so viel Obst und Gemüse habe ich noch nie gesehen, wir kaufen einen kapitalen Fisch und allerhand gute Sachen für das Abschiedsessen bei Fernando und Jonathan. Aber das ist eine andere Geschichte.