30.11.2015

LOVING THE ALIEN - 08./09.01.2016 Societaetstheater Dresden

LOVING THE ALIEN

Eine Landung auf dem Planeten Erde mit Songs von David Bowie.

 Erste Presse-Resonanz zu unserem neuen Stück.


Metaphorische Zeitreise zum Alien in uns
Freaks und Fremde mit einer Ode an David Bowie im Societaetstheater.

Von Andreas Hermann. Dresdner Neueste Nachrichten.

Drei markante Gestalten lungern schweigend versonnen an einer schwarzen Bar. So trostlos wie sympathisch - und die optimale Ausgangslage für morgendlich abgefuckte Lebenssinnierende im abgeklärten Okzident. Es läuft leise Spacemusik im Langwellenmodus, der Wetterbericht wird nebenher in einzelnen Buchstaben gemorst.
So ist die Ausgangslage in einer musikalisch dominierten Zeitreise, die "Loving The Alien" heißt und als neunzigminütige Performance den Untertitel "Eine Landung auf dem Planeten Erde mit Songs von David Bowie" trägt. Sønderling alias Tobias Herzz Hallbauer stiftet die neuen Arrangements und die Live-Musik und liefert dabei die Grundlage für die Ode an seinen Helden.
Dass dies auch am Mikro kein Wagnis darstellt, bewies Hallbauer bereits bei einer Salomé  gewidmeten Landesbühnen-Schauspielproduktion im Mai. Nun, zur Werkschau, die zeitlich rückwärts von "Bring me the Disco King" zu "Space Oddity", also von 2003 gen 1969 fließt, bieten die beiden Freaks-Köpfe Sabine Köhler und Heiki Ikkola, amtierende Kunstpreisträger Dresdens, die wie immer Regie und Performance verbinden, Ausflüge als Erkundungen von fremdem Terrain, wobei sie tendenziell absurde Sitten und Bräuche treffen oder bieten: Sie sind Menschenaffen, Tanzpuppen mit Plastikhaar, die in einer Zitaten- und Bewegungsschleife gefangen sind, oder Forscher mit weißen Schutzanzügen im Außeneinsatz, wobei jeder mit Staubsaugertorso rasch live und rund aufgepumpt wird. Dabei bieten sie Mimik, Dynamik und Komik, eine besondere Eleganz verströmt wie gewohnt ihr Puppenspiel.
Wer ihre "Songs For Bulgakow" gesehen hat, wird überrascht sein, denn "Loving The Alien" ist eine völlig andere Art, bei der vor allem die Präzision verblüfft. Einerseits bei dem steten schnellen und lautlosen Umzug plus Bühnenumbau im Dunkeln, andererseits bei vielen sprudelnden Szeneneinfällen. Dazu hat Bühnenbildner Peter Tirpitz drei schwarze rollbare Regale gebaut, die mit ihrer schwarzen Rückseite nicht nur als Baradaption, sondern auch als Tafel oder Mauer dienen, die Sønderling einmal statt Gesang hektisch mit Kreidetext bemalt oder auf der sich wundernde Primaten als liebenswerte Aliens tummeln. Auf der anderen Seite - wohlsortiert und gut beleuchtet - viele Utensilien, die immer wieder eingeflochten werden. Darunter eine Horde Aufziehspielzeuge, die auf dem Spieltisch kaum zu bändigen sind, aber ständiger Nachjustierung bedürfen.
Lang erwartet, aber natürlich erst zum Schluss kommt Major Tom ins Spiel - in Form von "Space Oddity", von Hallbauer im Duett mit sich selbst eingespielt.wie gesungen und von den beiden Spielern als schwebender David-Puppenflug vor einem Video symbolisiert. Allein dieser Abschiedssong und das Schlussbild inklusive der damit erzeugten Stimmung, die in eine Zeit führt, als man noch Hoffnung und echt vernunftbegabtes Leben in unserem Sonnensystem hatte und sich per Photonenkraft schnell zu ferneren Sternen sehnte, lohnen das Kommen. Dem Trio gelingt zudem eine wunderbar melancholische Schlusspointe, nach der sich große Beifallsstürme wie von selbst verbieten, die aber den Künstlern live vorbehalten bleibt.
Nach "Ruanda-Memory", "West-Östlicher Diwan # reloaded", "Good Bye, Eden" und "Songs For Bulgakow" wird das Societaetstheater nun mit einer fünften , wiederum im Sujet und Ausrichtung völlig anderen Produktion für die Idee belohnt, die dynamische Doppelkopf-Compagnie längerfristig ans Haus zu binden. Trotz der technischen Finessen allen gemeinsam ist die Liebe zum körperlich-ehrlichen Theater, das sich dabei nicht in Privatheit oder andere Trivialitäten flüchtet, sondern dem Betrachter immer offensiv auch die Schnittstelle zur gesellschaftlichen Relevanz liefert. 
Achso: Echte Fans kaufen ihre Tickets für den 8.Januar - dem 69.Geburtstag des Londoners." 

Die nächsten Vorstellungen:
08./09.Januar 2016 / 20.00 Uhr / Societaetstheater Dresden 

Das Team:
Sabine Köhler, Heiki Ikkola - Performance, Regie
Sønderling - Arrangements und Live-Musik
Nikolaus Woernle - Studio-Mixing und Mastering
Max Reiniger - Mitarbeit Regie
Suse Wächter, Ida Herrmann - Puppenbau
Peter Tirpitz - Bühnenbau
Marco Prill - Video
Josia Werth - Licht
Beate Oxenfahrt - Technische Einrichtung
Judith Hellmann - Produktionsleitung
Jean Seabstian Nass - Grafik, Fotos 

Die Inszenierung ist Teil einer mehrjährigen Kooperationsvereinbarung zwischen Cie. Freaks und Fremde und dem Societaetstheater Dresden.
Gefördert von Landeshauptstadt Dresden / Amt für Kultur und Denkmalschutz, Kulturstiftung Sachsen und Societaetstheater Dresden.

Wir danken dem tjg Dresden, vor allem Roland Teichmann und Holger Köhler für die Unterstützung.