„Ruanda-Memory. Eine Geschichte in neun
Objekten.“
Ein Theaterprojekt der Cie. Freaks und
Fremde.
10.November 2016 um 20.00 Uhr
Societaetstheater Dresden
10.November 2016 um 20.00 Uhr
Societaetstheater Dresden
Liebe Freunde der unbequemen Unterhaltung!
Vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen. Sie brannten in Deutschland. Sie brannten in Österreich. Sie brannten in der Tschechoslowakei. Organisierte Schlägertrupps setzten jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand. Tausende Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet. Spätestens an diesem Tag konnte jeder in Deutschland sehen, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord staatsoffiziell geworden waren. Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit. - "Nie wieder!", hieß es nach dem Weltkrieg. Nie wieder? Nie wieder wegsehen? -
Am 09. und 10.November 2016 zeigen wir im Societaetstheater Dresden wieder "RUANDA-MEMORY. Eine Geschichte in neun Objekten" - der unmögliche Versuch, ein Theaterstück über einen Völkermord zu machen.
Eine der wichtigsten Inszenierungen der Cie. Freaks und Fremde, zum letzten Mal im Dresdner Societaetstheater. Auch wenn die Inszenierung weiter im Repertoire der Compagnie bleibt, sollte sich das Dresdner Publikum die Chance nicht entgehen lassen, die letzten Vorstellungen im Societaetstheater zu besuchen. / Tickets: Hier!
TEAM:
Vom 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen. Sie brannten in Deutschland. Sie brannten in Österreich. Sie brannten in der Tschechoslowakei. Organisierte Schlägertrupps setzten jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand. Tausende Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet. Spätestens an diesem Tag konnte jeder in Deutschland sehen, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord staatsoffiziell geworden waren. Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit. - "Nie wieder!", hieß es nach dem Weltkrieg. Nie wieder? Nie wieder wegsehen? -
Am 09. und 10.November 2016 zeigen wir im Societaetstheater Dresden wieder "RUANDA-MEMORY. Eine Geschichte in neun Objekten" - der unmögliche Versuch, ein Theaterstück über einen Völkermord zu machen.
Eine der wichtigsten Inszenierungen der Cie. Freaks und Fremde, zum letzten Mal im Dresdner Societaetstheater. Auch wenn die Inszenierung weiter im Repertoire der Compagnie bleibt, sollte sich das Dresdner Publikum die Chance nicht entgehen lassen, die letzten Vorstellungen im Societaetstheater zu besuchen. / Tickets: Hier!
TEAM:
Sabine Köhler, Heiki Ikkola - Idee und Performance.
Tobias Herzz Hallbauer - Musik.
Rita Hausmann - Bühne.
Bärbel Haage - Puppe.
Bärbel Haage - Puppe.
Tanja Mette-Zimmermann - Mitarbeit Text, Dramaturgie.
Judith Hellmann - Produktionsmanagement.
Jean Sebastian Nass - Fotografie, Grafik.
Licht - Beate Oxenfahrt.
Eine Produktion von Cie. Freaks und
Fremde.
Gefördert durch die Kulturstiftung
Sachsen, die Landeshauptstadt Dresden und das Societaetstheater Dresden.
"Wer nicht
mit seinem Vater spricht, weiß nicht, was sein Großvater sagte …"
Als Völkermord in Ruanda werden unzählige Gewalttaten in Ruanda bezeichnet, die am 6. April 1994
begannen und bis Mitte Juli 1994 andauerten. Sie kosteten zirka 800.000 bis
1.000.000 Menschen das Leben. In annähernd 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie moderate Hutu,
die sich am Völkermord nicht
beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten. Die Täter kamen aus den Reihen
der ruandischen Armee, der Präsidentengarde, der Nationalpolizei und der
Verwaltung. Zudem spielten die Milizen der Impuzamugambi sowie
vor allem der Interahamwe eine
besonders aktive Rolle. Weite Teile der Hutu-Zivilbevölkerung beteiligten sich
am Völkermord. Der Genozid ereignete sich im Kontext eines langjährigen Konflikts zwischen der
damaligen ruandischen Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front
(RPF).
Im Verlauf und im Nachgang der Ereignisse wurden die Vereinten
Nationen und Staaten wie die USA, Großbritannien und Belgien wegen ihrer Untätigkeit
kritisiert. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, aus welchen Gründen eine
frühzeitige humanitäre Intervention nicht erfolgte, beziehungsweise warum die vor Ort stationierten Friedenstruppen der Vereinten
Nationen, die United Nations
Assistance Mission for Rwanda
(UNAMIR), bei Ausbruch der Gewalt nicht gestärkt, sondern verkleinert wurden.
Gegen Frankreich wurde
überdies der Vorwurf erhoben, sich durch die militärische Unterstützung der
ruandischen Regierung an den Verbrechen beteiligt zu haben.
Zwanzig Jahre
danach. Im April 2014 wird in Ruanda wie vor zwanzig Jahren die Regenzeit
beginnen, als dort die lange erahnbare Katastrophe ausbrach, eine Million
Menschen wurden in hundert Tagen hingeschlachtet.
Warum wollen wir
unseren Blick nun wieder nach Ruanda richten, uns diese Gräuel ins Gedächtnis
rufen? – Ein Theaterstück über einen
Völkermord. Wir wollen daran erinnern und erlebbar machen, wie fragil
unser menschliches Miteinander ist. Nach dem Holocaust schien es einhelliger
Konsens: So etwas darf nie wieder geschehen. Aber das war Wunschdenken – und
Ruanda ist nur ein Beispiel. Das Agieren des „Westens“ hat in diesem Geschehen
eine erhebliche Rolle gespielt. Wir richten den Blick nach Ruanda und damit an
all die anderen Orte, an denen Völker bewusst ausgelöscht werden sollten, weil
wir verstehen wollen. Wie dünn ist das
Eis? Wie schmal der Grat humanen Zusammenlebens? Aber was genau können wir
erzählen, darstellen, wo anfangen?
Eine Geschichte in 9 Objekten.
Wir
haben etliche Berichte und Interviews gesehen und gelesen, in denen uns
Menschen begegnet sind, die ihre Familien verloren haben, die selber wochenlang
in den Sümpfen hockten oder die nun im Gefängnis sitzen, weil sie zu den
zehntausenden gehören, die ihre Nachbarn massakriert haben. Wir haben die
Berichte von UNO-Soldaten gesehen, die Erklärungen von Politikern gehört. Aber
am Ende fragen wir uns: Wollen und können wir wirklich einen dieser Menschen
darstellen, spielen? Wie werden wir unserer Situation als Suchende und
Untersuchende am besten gerecht? Aus den vielen Berichten und Erzählungen
stachen am Ende eine Reihe markanter Objekte heraus, die von sich aus viel über die Geschehnisse
von 1994 erzählen. Also suchten wir weiter nach Objekten und entschieden uns
letztlich, die Geschichte von Ruanda 1994 in neun Objekten zu erzählen, zu
untersuchen. In unserem Projekt Ruanda-Memory setzt sich aus neun ausgewählten
Objekten ein unvollständiges Puzzle zusammen. - Was als Memory-Spiel beginnt,
verspinnt sich zu einer berührenden Geschichte von Menschen und Menschlichkeit.
Ein
Radio, eine Machete, ein Faxgerät, mein Laptop, eine Identity-Card, ein Stück
Wellblech, ein Fußball, ein Blauhelm und eine Flasche Primus-Bier werden zu
Berichterstattern, zu Handlungsträgern und Zeugen. - Dahinter erscheinen
Lebensgeschichten und Berichte, eine Geschichte aus Einzelteilen, biografischen
Versatzstücken und offiziellen Verlautbarungen. Hinter den Objekten tauchen die
Menschen auf, die diese Objekte produziert, manipuliert und eingesetzt
haben. In dem Versuch, das
"Nichtsagbare" auszudrücken, hinter die Kulissen zu sehen und
Zusammenhänge zu erschließen, die zunächst einmal nicht offensichtlich
erscheinen, lassen wir "die Dinge sprechen". Viele Erzählungen von
Überlebenden machen Auslassungen, in denen die Natur, die Leere und Gebäude zum
Sprechen kommen.
Auf der
Soundebene erzeugt Tobias Herzz Hallbauer eine Collage aus verschiedenen
Elementen. Er reproduziert den Klang eines Landes. Der Musiker untersucht die
Radiostation des "Hate-Radios" und seiner Protagonisten, Musiktitel
des Jahres 1994 sind zu hören und lassen damit auch die Frage aufkommen - was
habe ich, was hast du im April 1994 getan?
"RUANDA-MEMORY. A story in nine objects."
Cie. Freaks und Fremde 's theatre project about the genocide in Rwanda 1994, asking questions about how are we and our life are connected with human catastrophes all over the world like this.