07.01.2015

GOODBYE, EDEN - Hommage an Menschen auf der Flucht.


Eine Produktion des Cargo Theaters Freiburg in Zusammenarbeit mit Cie.Freaks und Fremde

Cie. Freaks und Fremde meets Cargo Theater Freiburg! - Das Freiburger Cargo-Theater hat sich mit Schauspielern und Musikern aus vier Nationen zusammengetan und bringt mit GOODBYE, EDEN eine bildgewaltige, rasante, bittere wie poetische Hommage an Menschen auf der Flucht, an Zugvögel, an Millionen Asylsuchende und verzweifelt Reisende auf die Bühne.
Mit Heiki Ikkola als Regisseur/Ausstatter und Daniel Williams als Musiker und Sounddesigner finden sich Bild- und Klangsprache von Cie. Freaks und Fremde in der Inszenierung wieder und begegnen dort den Geschichten und der rastlosen Suche der Darsteller nach Ausdrucksformen für Erlebtes, Erzähltes, Fassungsloses.
 

Premiere in Dresden und weitere Vorstellungen:

15. - 16.Januar 2015 um 20.00 Uhr / Societaetstheater
17. - 18.Januar 2015 um 20.00 Uhr / Ackerstadtpalast Berlin 
23. - 24.Januar 2015 20.30 Uhr / E-Werk Freiburg




Das Team 

Heiki Ikkola (Freaks und Fremde) / Regie und Ausstattung

Ariella Hirshfeld / Schauspielerin, Recherche
Carla Wierer (Casino Gitano) / Schauspielerin, Musikerin, musikal. Arrangements
Daniel Williams (Freaks und Fremde) / Musiker, Live-Sound-Design
Lubi Kimpanow (Casino Gitano) / Tänzer, Musiker, musikal. Arrangements
Margit Wierer (Cargo Theater) / Schauspielerin, Produktion, Recherche
Momo Ekissi / Schauspieler, Recherche
Stefan Wiemers (Cargo Theater) / Schauspieler, Produktion, Recherche

Josia Werth (Freaks und Fremde) / Lichtdesign
Lukas Moers (Cargo Theater) / Technik
Susanne Burger (Cargo Theater) / Mitarbeit Ausstattung
Sabine Köhler (Freaks und Fremde) / Mitarbeit Ausstattung
Leon Wierer / Regieassistenz


Wir bedanken uns bei unseren Förderern:
das Land Baden-Württemberg, die Stadt Freiburg, die Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, E-Werk Freiburg, Societaetstheater Dresden.

Die Szenen und Texte der Inszenierung basieren auf Motiven von Romanen, Erzählungen, Filmen, Zeitungsberichten, Gerichtsbescheiden, Biografien, Interviews, eigenen Recherchen und szenischen Improvisationen.
Insbesondere erwähnt werden sollten: Marina Lewicka „Caravan“, Henning Mankell „Tea-Bag“, Column McCann „Zoli“, Sascha Schmidt "Hannover Central Station" und das Lied „Sie werden kommen“ von Hans-Eckart Wenzel. Wir danken Ansu, Noushin und vielen anderen für ihre persönlichen Berichte.

Karten können auch gern unter: office@freaksundfremde.de bestellt werden.

 

Fotos: Britt Schilling

Presseresonanz:

Das Stück zur rechten Zeit -

Flüchtlingsschicksale im Dresdner Societaetstheater
So genau kann man es nicht gleich erkennen, es sieht aus, als drängten sich fünf Menschen erschöpft auf einem Floß, ganz hinten auf der Bühne des Dresdner Societaetstheaters. Umsäumt ist die Bühne von Taschen, Tüten, Kisten und Kanistern, vom Strandgut gescheiterter Versuche, auf unsicheren Wegen einen sicheren Ort zu finden. Und dann wühlt sich ein Mann aus dem Verpackungsmaterial, nichts am Leib als die Unterwäsche, aber sein Bandoneon, das hat er gerettet. Eine runde Scheibe ist Sonne oder Mond, die Sonne wird diesen Menschen hier nicht so oft scheinen, aber viel Dunkelheit wird sie umgeben, einsam werden sie sein im Mondlicht.
Sechs Menschen und ihre Geschichten von Flucht und Ankunft, von dieser inneren Fremdheit in der neuen Heimat, weil sie die Paradiese ihrer Seelen verlassen mussten und in den Paradiesen des Konsums, der Regelungen, Bestimmungen und der Nützlichkeit nicht ankommen können. Sechs Geschichten, von den Darstellern selbst erlebt, erfahren in Begegnungen, aus Berichten übernommen, Geschichten vom Überleben um des Lebens willen. Darum geht es in dem Stück »Goodbye Eden« des Freiburger Cargo Theaters in Zusammenarbeit mit der Dresdner Compagnie Freaks und Fremde, das jetzt im Societaetstheater Premiere feierte.
Ein wichtiges Stück zur rechten Zeit. Hier wird kein Zeigefinger erhoben, hier wird sogar herzhaft gelacht, hier wird gestaunt über die Bildkraft dieser Inszenierung von Heiki Ikkola. Mit spielerischem Übermut erleben wir so etwas wie ein Flüchtlingsroulette auf Lampedusa, es ist traurig und komisch zugleich, wenn der Afrikaner Momo uns erläutert wie er das deutsche Wort »beziehungsweise« als eines der typischsten erkennen musste, im Deutschunterricht und auf der Ausländerbehörde.
So wie der Serbe Lubi Kimpanov sein Bandoneon gerettet hat, so hat der Afrikaner Momo Ekissi kleine Steine der Erinnerung in seiner Tasche auf dem Fluchtweg, von Burkina Faso nach Hannover. Den bunten Rock hat Margit Wierer als Romadichterin mitnehmen können, als sie von den eigenen Leuten in Polen des Paradieses verwiesen wurde. Eine von Carla Wierer gespielte junge Frau, für die Kiew nicht das Paradies war, gerät in England in die Klauen eines Zuhälters, und ist wieder auf der Flucht. Ariella Hirschfeld berichtet von der Ankunft einer Iranerin in Hannover. Stefan Wiemers bringt mit der Geschichte von der Flucht seines Vaters als desertierter Soldat der deutschen Wehrmacht, wie er in russische Kriegsgefangenschaft gerät, erneut flieht und nach Wuppertal kommt, eine historische Grundierung für das Verständnis von Menschen auf der Flucht in dieses Spiel am Puls der Zeit.
Heiki Ikkola, zugleich Ausstatter und Verfasser der Textcollagen hat wichtige Erfahrungen bei internationalen Projekten gemacht. Er mischt die Formen des Theaters gekonnt, das Lachen und das Weinen sind nahe beieinander, eben noch zärtliche Klänge der Erinnerung, dann harte Befehlstöne aus Lautsprechern und lautes Hundegebell. Keine dieser Reisen kommt ans Ziel.
Boris Gruhl - Der Sonntag - 24.01.2015