13.09.2010

URDU FÜR ANFÄNGER in der Steiermark


Foto: Michael Traussnigg
Die aktuelle Version unseres Pakistan-Projektes URDU FÜR ANFÄNGER hat am 09.Oktober 2010 um 19.00 Uhr Premiere in Oberzeiring.
Theaterland Steiermark koproduziert diese theatrale Spurensuche.


Foto: Sabine Köhler

I T’ S B E A U T I F U L . – I T’ S P A K I S T A N .
Urdu für Anfänger.
Ein Projekt von Sabine Köhler / Heiki Ikkola in Zusammenarbeit mit dem Rafi Peer Theatre Workshop Lahore und der Theaterland Steiermark GmbH.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur- und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden und das Goethe Institut Karachi.

Premiere erste Fassung:
November 2009 imTheaterlabor Dresden-Lahore.
Vorstellungen bei DRAMATEN und in der Bienertmühle Dresden.
Premiere zweite Fassung:
Festival GEGENSTRATEGIEN Theaterland Steiermark Oktober 2010.
Das Projekt:
Von August bis Oktober 2008 waren wir als Artists in Residency Gäste des Rafi Peer Theatre Workshop in Lahore/Pakistan, wir gastierten mit mehreren Vorstellungen dort und gestalteten das Erdgeschoss des Museum of Puppetry. In einem sechswöchigen Workshop “Theatre with Objects, Moving Images” lernten wir Kunststudenten der Punjab University, des Beaconhouse Arts College und Mitglieder des Interactive Theatre kennen.
It’s beautiful. It’s Pakistan. Urdu für Anfänger. ist eine Theateraufführung, die unsere Begegnung mit dem Land Pakistan, seiner Landschaft, Kultur, seinem Alltag künstlerisch reflektiert. Dabei bedienen wir uns der Arbeitsweisen, die wir in einem sechswöchigen Workshop mit Kunststudenten in Lahore praktiziert haben – Spurensuche durch Objekte, Dinge des Alltags, vor Ort gefundene Materialien. Auf dem Gratweg zwischen Schauspiel, Puppentheater, Storytelling und Bildender Kunst entsteht das Kaleidoskop einer Gesellschaft, die sich nach Normalität, Entfaltung und Kommunikation sehnt. Durch detailreiche Porträts werden Facetten und Hintergründe von Konflikten sichtbar,
die wir in Deutschland nur in ihrer Oberflächenstruktur wahrnehmen. Eine Rallye durch Geschichte und Geschichten, aufregend und nervenaufreibend wie eine Autofahrt durch Karatschi.
Doch Vorsicht! Wer letztlich auf der moralisch richtigen Seite steht, bleibt im Dunkeln.
Team:
Künstlerische Projektleitung: Sabine Köhler / Heiki Ikkola
Produktionsleitung: Jana Penz
Musik / Sounds: Daniel Williams / Frieder Zimmermann
Assistenz: Mirjam Schollmeyer
Choreografische Mitarbeit: Katja Erfurth
Dramaturgische Mitarbeit: Anne-Fatma Porst
Mitarbeit Recherche: Faizaan Peerzada, Basir Mahmood
Mitarbeit Ausstattung: Elena Kleist
Projektionen: Rita Hausmann / Dagmar Albert
Kostüme Stewardessen: Ira Hausmann
Kostüme Fashion-Show: Anja Pfefferkorn
Licht: Falk Dittrich
Produktionsfotos / Trailer: Max Messer
Grafik: Stefanie Oeft-Geffarth
PR-Arbeit: Janny Fuchs
Performance (Oktober 2010): Jana Sperling, Karin Herrmann, Sabine Köhler, Felix Constantin Voigt, Heiki Ikkola, Sebastian Nass
Für die fünf Teile der ersten Fassung der Inszenierung haben wir fünf “Instrukteure”, KünstlerInnen, die wir sehr schätzen, beauftragt, uns für jeweils einen Teil fünf Aufgabenstellungen zu geben: Mareike Mikat (Regisseurin / Leipzig), Tine Madsen (Regisseurin / Vordingborg), Salmaan Peerzada (Filmregisseur / Lahore, Los Angeles), Max Messer (Fotograf / Dresden), Daniel Williams (Musiker, Komponist / Edinburgh, Dresden).
Aus dem Tagebuch:
“Chaos in Karatschi” (Süddeutsche Zeitung, 26.09.2002). “Das gefährlichste Land der Welt” (Die Zeit, Nov.2007). “Karatschi heißt Chaos, Schmutz, Krankheit, täglicher Überlebenskampf. die Bevölkerungsexplosion und die katastrophale Planung haben die Metropole in eine Vorhölle verwandelt, in der alle Geißeln der Megastädte vertreten sind, nur noch schlimmer, geballter als anderswo: Menschenhandel, Waffenschiebereien, Heroingeschäfte.”(Der Spiegel, 17.09.2007). “Wo immer man sein anlegt, ist ein Keuchen und Röcheln zu hören, wie von jemandem, der am Ersticken ist.” (Die Zeit, 01/2003) …
Diese Berichterstattung über Pakistan versetzt den Leser in einen monströsen Horrorfilm.
Wir wollen einen anderen Film drehen.
Presseresonanz zu den Aufführungen im November 2009:
“URDU FÜR ANFÄNGER. Ein szenisches Spiel zu Pakistan mit performance.DRAMATEN im “Theaterlabor” in der Dresdner Neustadt.
Ein überraschender Auftrittsort inmitten der Dresdner Neustadt. Der große Raum mit Säulen wie einst im TIF empfängt in einem leerstehenden Laden in der Schwepnitzer Straße 1 das Publikum zu einer Produktion der performance.DRAMATEN. Mit Sabine Köhler und Heiki Ikkola treten da zwei hervorragende Puppenspieler und Performancekünstler in Erscheinung, und ihre Neugier, ihre künstlerische Vielseitigkeit formt das Stück “It´s beautiful. – It´s Pakistan. – Urdu für Anfänger”.
Als Spurensuche entstand dieses aus der Erfahrung eines Aufenthaltes 2008 in Lahore/Pakistan, zu dem die beiden vom Rafi Peer Theatre eingeladen waren. … Angeregt durch die Arbeitsweise in einem Workshop mit pakistanischen Studenten, haben sie nun gemeinsam mit weiteren DRAMATEN-Darstellern wie Erik Brünner und Wolfgang Boos, eine Szenenfolge entwickelt, die sich mit Materialien, Objekten, Figuren befasst, Geschichten erzählt oder auch rasante Verwandlungen zelebriert. Und das ebenso in Hinblick auf den eigens für diese Vorstellungen hergerichteten Säulen-Raum, der als “Theaterlabor” mit projizierten textilen Strukturen, Schriften und Abbildern erstaunliche Metamorphosen durchlebt. Das international aufgemischte Publikum ist dabei dicht dran am Geschehen, sieht selbst hinter Mauern Verborgenes durch Schattenspiele und war zur Premiere auch zum gemeinsamen Feiern eingeladen. Eine sehr sympathische Atmosphäre, die Distanz nicht erst aufkommen lässt, wo der Weg des Erkundens fremder Kulturen, die Sicht auf Klischees und reale Verhältnisse einen Schritt weiter in Richtung Pakistan führt. … Im fantasievoll ausgeschmückten Catwalk-Panoptikum kommen bärtige Unholde vorbei, stöckeln falsche “Haremsdamen” durch die Gegend, und schließlich wird ein Tourist vor Antritt der Reise derart “verarztet”, dass er, bandagiert wie ein römischer Legionär, bald jede Entdeckerfreude verliert. Es gibt aber auch berührende Momente an diesem Abend, zum Beispiel, wenn es um die Rechte und Pflichten der Frauen im Islam geht, Ikkola von seinem Freund Uzman erzählt, ein über Schnüre gelenkter Stuhl zur Metapher für Willkür wird oder das Märchen von Sperlingen und dem Schakal zeigt, das die klugen Schwachen den Stärkeren durchaus überlisten können. … ein Kennenlernen weit über Katastrophenmeldungen hinaus.”
(Gabriele Gorgas – Dresdner Neueste Nachrichten)

Fotos: Michael Traussnigg
Youtube-Trailer zum Stück: